Die Auswirkungen des Umgangs miteinander - Epigenetik

Die wissenschaftlichen Forschungen in der Biologie und Humangenetik haben Erkenntnisse hervorgebracht, welche die Gesellschaft zunehmend beschäftigen werden. Bisher gingen wir davon aus, dass es nur einen genetischen Bauplan gibt, nach dem sich unser Körper entwickelt. Aus den neuesten Erkenntnissen ist ein ganzes Forschungsfeld entstanden, welches man als Epigenetik bezeichnet. Kurz zusammengefasst geht es darum, dass die Funktionen der vorhandenen Gene über Umwelteinflüsse ein- und ausgeschaltet werden. Für die biologischen Abläufe ist es wichtig, dass die passenden Gene zur rechten Zeit ein- bzw. ausgeschaltet sind.

Sie können sich leicht vorstellen, dass auch die Ernährung einen starken Einfluss auf diese Sequenzen hat. Insbesondere während der Schwangerschaft. Überraschend ist jedoch, dass auch durch psychische Erlebnisse aller Art Ein/Aus-Schaltstrukturen der Gene (Methylierungsmuster) verändert werden, und diese sogar als modifizierter, also veränderter Genplan an die nächste Generation weitervererbt werden kann.

Was wir unseren Kindern schuldig sind

In seinem Buch „Liebe lässt sich vererben" schreibt Prof. Dr. Dr. Johannes Huber unter anderem in dem Kapitel "Was wir unseren Kindern schuldig sind" ...unsere Lebensweise...manifestiert sich in unseren Zellen, in unserem Gehirn und wirkt sich sogar auf unsere Nachkommen aus. Eine tiefere Spur kann ein Mensch mit einer bewussten Steuerung seines ... Verhaltens kaum hinterlassen.
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Betrachtet man Gehirne von Kindern, die von der Geburt bis zum 3. Lebensjahr stark vernachlässigt oder missbraucht wurden, zeigen sich einzelne Gehirnareale, zwischen denen keine Verbindung existiert - es sind die Bereiche, die für normales menschliches Verhalten zuständig sind. Diese Kinder haben es schwer, Mitleid zu empfinden, ihr Handeln zu kontrollieren und die entsprechenden Folgen einzuschätzen. ....so können ...spätere Erwachsene bei ihren Mitmenschen Empathie beobachten... imitieren .... vortäuschen , ... sie empfinden nicht wirklich Mitgefühl für den anderen. Das Gehirn eines Menschen, der keine Liebe erfahren hat, ist somit nicht voll entwickelt.

Weitere Auswirkungen auf epigenetische Strukturen

... junge Menschen können durch Porno- oder Gewaltdarstellungen geprägt werden. Solche Imprägnierungsmuster begleiten sie ein Leben lang. Durch diese Prägungen erfolgt Missbrauch von Kindern in größtem Stil. (Prof. Dr. Dr. Johannes Huber ist Leiter der Klinischen Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin der Universität Wien)

Liebe ist für unser Gehirn der stärkste Motivator

Der Neurologe Dr. Joachim Bauer sagt: „ Liebe ist für unser Gehirn der stärkste Motivator." Erst in der liebevollen Begegnung mit anderen Menschen spüren wir, wer wir sind, sind bereit, uns sozial zu engagieren, Mut zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen. Beim Mobbing geschieht genau das Gegenteil. Dabei wird eine Person bewusst zerstört, indem man sie ausgrenzt, isoliert. „Das sind Methoden, die nicht nur zu einer psychischen, sondern letztlich zu einer biologischen Zerstörung führen."

In Bezug zu dem oben Genannten, kann der letzte Satz auch so ausgedrückt werden, dass ein Mensch durch massive Kränkungen epigenetisch umgebaut wird.

Entwicklung der Persönlichkeit

Viele Jahrzehnte vor dem Beginn der Erforschung der Epigenetik hat C.G.Jung folgende Erkenntnisse niedergeschrieben. Zitat aus seinem Buch „Entwicklung der Persönlichkeit" : ... So wie der Körper (eines Kindes) während des embryonalen Lebens ein Teil des mütterlichen Körpers ist, so ist sein Geist während vieler Jahre ein Teil der geistigen Atmosphäre der Eltern. Das erklärt, warum so viele Kinderneurosen eher Symptome der geistigen Bedingungen der Eltern sind als eine genuine Krankheit des Kindes. Das Kind hat nur teilweise eine eigene Psychologie, zum größten Teil ist sie noch von derjenigen der Eltern abhängig. Eine solche Abhängigkeit ist normal, und sie zu stören, ist schädlich für das natürliche Wachstum des kindlichen Geistes. ...
... Das Kind ist dermaßen Teil der psychologischen Atmosphäre der Eltern, dass geheime und ungelöste Schwierigkeiten seine Gesundheit beträchtlich beeinflussen können. ...die unbewusste Identität lässt das Kind die Konflikte der Eltern fühlen und daran leiden, als ob sie seine eigenen wären. ....
.... Die Art des Umgangs der Eltern miteinander spiegelt sich in der Seele der Kinder.

Entsprechend dieser Erkenntnisse sind wir angehalten, unser Verhalten jener Achtsamkeit zu unterziehen, welche es uns ermöglicht, die epigenetischen Spuren in unserem Umfeld und in uns selbst verantworten zu können.